Loslassen fällt vielen Menschen schwer. Wir alle tragen irgendwelchen Ballast mit uns herum und halten daran fest, statt ihn loszulassen. Das gibt uns das Gefühl, immer noch Teil von dem zu sein, was wir so vermissen, auch wenn es auf eine schmerzliche Art und Weise ist.
Denn: Auch über den Schmerz kann man mit geliebten Menschen und Erinnerungen verbunden sein. Lassen wir es los, dann ist es für immer verschwunden. So glauben wir zumindest, doch wirklich näher kommen wir unserer Sehnsucht damit nicht. Erst recht nicht, wenn sie sich auf Ereignisse aus der Vergangenheit bezieht. Wer nicht loslassen kann, verbaut sich die Chance, Neues zu erleben und andere Erfahrungen zu machen, die vielleicht sogar besser sind.
In jedem Fall ist das Thema Loslassen etwas Großes und Allgegenwärtiges, nicht umsonst ist diesem ein eigener Bereich in der Persönlichkeitsentwicklung gewidmet. Hier erfährst du, wie es auch dir in Zukunft leichter fallen wird, alten Schmerz und Ballast loszulassen.
Warum Loslassen so schwer ist
Menschen, Erinnerungen, Ziele und einst liebgewonnene Dinge ziehen zu lassen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die das Leben an uns stellt. Doch warum ist das eigentlich so?
Nun, das liegt vor allem daran, dass das Festhalten an etwas mit Hoffnungen verbunden ist. Zu akzeptieren, dass etwas nicht nach unseren Vorstellungen gelaufen ist und sich unsere Wünsche nicht erfüllt haben, ist schwer. Insgeheim hoffen wir immer noch auf ein anderes Ende und halten deshalb an unseren Erinnerungen fest. Trügerischer Weise glauben wir, dass uns das so mit der Person oder dem Ziel verbindet und am Ende dann doch noch alles gut wird. Loslassen würde bedeuten, die Tür vollständig zu schließen. Wir lassen sie aber sicherheitshalber noch ein Stück offen, man weiß ja nie.
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele „Loslassen“ und „Verzeihen“ gleichsetzen. Hat uns ein Mensch tief verletzt, beschäftigen wir uns meist noch sehr lange damit. Obwohl wir diesen Menschen weder sehen, noch hören, geschweige denn mit ihm sprechen möchten, spukt er ständig in unseren Gedanken herum, was eigentlich paradox ist.
Ein weiterer Grund, warum Loslassen so schwerfällt, ist, dass wir unser Leid, unseren Schmerz und die Ungerechtigkeit, die uns widerfahren ist, als Teil unserer Identität ansehen. Würden wir diesen Teil unseres Ichbewusstseins loslassen, fühlt sich das wie ein Teilverlust unserer Persönlichkeit an. Außerdem haben wir so immer eine Rechtfertigung parat, wenn es in unserem Leben mal schwierig ist. Der Mensch fühlt sich dann am wohlsten, wenn er alles erklären und einordnen kann.
5 Tipps, die Loslassen einfacher machen
Falsche und unrealistische Erwartungen, an denen wir festhalten, beeinflussen und limitieren unser Leben. Du schadest dir damit mehr, als wenn du den Ballast „einfach“ hinter dir lassen würdest. Wer an vergangenen und belastenden Dingen festhält, nimmt sich damit etwas von seiner Lebensfreude. Dein Blick ist immer gen Vergangenheit gerichtet, du verschließt dich ein Stück weit vor dem, was gerade passiert und was noch kommt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du lernst, loszulassen. Die folgenden Tipps helfen dir dabei.
- Loslassen ist nicht Verzeihen
Wenn du einen Menschen und deine Geschichte mit ihm hinter dir lässt, heißt das nicht, dass du ihm für sein verletzendes Verhalten verzeihst. Das kannst du natürlich tun, es ist aber keine Bedingung. Du kannst auch loslassen ohne zu verzeihen, und zwar, weil es für dich besser ist und deine Seele diesen Frieden braucht. Deshalb musst du noch lange nicht gutheißen und verstehen, was passiert ist.
- Den Ballast wegpacken
Manchmal hilft es, innerliche Prozesse bildlich darzustellen. Du kannst es dir nur schwer vorstellen, in Gedanken loszulassen? Dann visualisiere diesen Prozess und mache ihn dadurch für dich greifbarer. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Du kannst deinen Schmerz zum Beispiel niederschreiben, den Zettel dann zerknüllen und wegwerfen oder verbrennen. Ebenso kannst du deinen Ballast in eine Kiste packen. In Wirklichkeit packst du Luft in die Kiste, doch bei jeder Packbewegung, landet ein Gedanke, ein Gefühl oder eine Erinnerung, die du loswerden möchtest in der Kiste. Dann verschließt du alles gut und stellst es ganz weit weg. Am besten entsorgst du die Kiste gleich, so gibt es kein Zurück mehr. Du kannst deinen Ballast auch vergraben oder ihn auf eine Reise mit der Flaschenpost oder einem Ballon schicken. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
- Einen Brief schreiben
Es gibt so viele Dinge, die du loswerden möchtest und die du deinen Mitmenschen gern mal vor den Kopf knallen möchtest. Du traust dich aber einfach nicht und deshalb kannst du nicht loslassen? Dann versuche es mal mit einem Brief, den du, zumindest vorerst, nicht abschicken wirst. Schreibe all deine Enttäuschung und deinen Ärger nieder, so fällt dir das endlich mal von der Seele ab. Allein das kann schon entlastend genug sein und dir dabei helfen, diesen Menschen und die Erinnerungen hinter dir zu lassen. Und wer weiß, vielleicht bringst du sogar den Mut auf und schickst den Brief tatsächlich ab.
- Für Ablenkung sorgen
Wenn du merkst, dass du wieder in einen Gedankenstrudel der Vergangenheit gerätst, versuche einmal, dies gar nicht erst zuzulassen. Lenke deine Gedanken bewusst in eine andere Richtung, das Gefühl wird dann von ganz allein mitziehen. Du kannst zum Beispiel in die Natur gehen und diese mit allen Sinnen wahrnehmen. Was hörst du, siehst du, riechst du und fühlst du? So gibst du deinen Gedanken gar keinen Raum, um dahin zu reisen, wo es wehtut. Versuche dich bewusst den Dingen zuzuwenden, die dir Freude bringen, nicht denen, die dich herunterziehen. Irgendwann verblasst das, von dem du dachtest, dass du es nicht loslassen kannst und beschäftigt dich weniger.
- In der Gegenwart leben und für die Zukunft lernen
Damit du mit altem Ballast abschließen kannst, sollte dein Leben vorwärts gewandt sein. Anstatt zu überlegen, was alles falsch gelaufen ist, kannst du dir einen Plan machen, wie du es in Zukunft richtig machen möchtest. Ein klassisches Beispiel wäre eine gescheiterte Beziehung. Du kannst ewig mit dem Beziehungsaus hadern und dir den Kopf darüber zerbrechen, warum es so enden musste, dich über deinen Ex-Partner ärgern und deinen Wunschvorstellungen für diese Beziehung nachhängen. Es ist aber auch möglich, dass du diese Beziehung als beendet deklarierst und dir Gedanken über eine neue Patenschaft machst. Du hast die Wahl …
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