Manchmal ist es wie verhext: Wir nehmen uns fest vor, positiv und optimistisch durchs Leben zu gehen, fühlen uns aber trotzdem innerlich gefangen. Eine unsichtbare Last liegt auf unseren Schultern und hindert uns daran, glücklich zu sein. Dabei läuft doch gerade alles so gut! Die neue Liebe, der heiß ersehnte Traumjob, das schicke Appartement in bester Lage, alles scheint perfekt. Und doch spüren wir diese innere Blockade, die verhindert, dass wir uns vollständig öffnen und das Leben genießen können. Der Grund ist uns oft gar nicht bewusst. Meist sind nämlich die negativen Erfahrungen der Vergangenheit für unser Dilemma verantwortlich. Wir denken, wir haben sie bewältigt, doch in Wirklichkeit haben wir mit ihnen emotional noch lange nicht abgeschlossen. Aufwühlende Erinnerungen und verdrängte Traumata machen es uns schwer, im Hier und Jetzt zu leben. Wenn wir aber nicht wollen, dass unsere Vergangenheit unsere Zukunft bestimmt, müssen wir sie loslassen. Aber wie soll das funktionieren, wenn wir uns überhaupt nicht bewusst sind, dass uns die Schatten der Vergangenheit verfolgen? Indem du dich und dein Verhalten reflektierst! Es gibt nämlich gleich mehrere Anzeichen, die darauf hindeuten, dass du dich von deinen Altlasten noch nicht befreit hast.
- Du hast in der Gegenwart bestimmter Menschen Hemmungen und kannst nicht du selbst sein
Es ist mal wieder soweit: Das alljährliche Familientreffen steht an. Eigentlich hast du gar keine Lust, denn in der Vergangenheit gab es viele Konflikte in deiner Familie. Du hattest schon als Kind das Gefühl, die hohen Erwartungen deiner Eltern niemals erfüllen zu können. Bis heute glaubst du unbewusst, nicht gut genug zu sein und die Familie enttäuscht zu haben. Während deine Geschwister zu erfolgreichen Menschen herangewachsen sind, fühlst du dich bis heute wie das schwarze Schaf. Trotzdem sagst du das Treffen nicht ab. Es sind ja schließlich die Eltern und Geschwister! Doch der Tag wird für dich zu einem Fiasko. Du bist gehemmt und verhältst dich unfreiwillig abweisend und verschlossen. Ein klares Zeichen, dass du mit der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen hast, denn im Unterbewusstsein ist da immer noch diese Angst, nicht so akzeptiert und geliebt zu werden, wie du bist. Natürlich kann dieses Beispiel auf jede andere Personengruppe übertragen werden. Auf die ehemaligen Mitschüler, die du nach Jahren beim Klassentreffen wiedersiehst und die dich früher immer gehänselt haben. Auf die Kollegen, die letztes Jahr hinter ihrem Rücken über dich geredet haben. Die Schlussfolgerung ist aber immer gleich: Hältst du an negativen Erinnerungen mit Menschen, die dich verletzt haben, fest, kannst du in ihrer Gegenwart nie du selbst sein.
- Du redest nicht gerne über deine Vergangenheit
Wenn wir einem früheren Erlebnis neutral oder positiv gegenüberstehen, fällt es uns leicht, darüber zu reden. Meist haben wir sogar Freude daran, denn wir können mit einem guten Gefühl zurückblicken. Bei negativen Ereignissen aus der Vergangenheit sieht dies dagegen oft anders aus. Teilst du diese wenig erfreulichen Erfahrungen in einem Gespräch mit Anderen, gibt es zwei Möglichkeiten. Im besten Fall hast du das Erlebte bereits gut verarbeitet, so dass beim Erzählen keine alten Wunden aufgerissen werden. Du hast aus dem Geschehenen gelernt, bist daran gewachsen und mittlerweile in der Lage, relativ sachlich und ohne nennenswerte Emotionen darüber zu reden. Hast du die Vergangenheit jedoch noch nicht losgelassen, erlebst du den gleichen Schmerz beim Erzählen noch einmal. Er durchfährt dich wie ein Schwert und bricht unaufhaltsam aus dir heraus. Du wirst emotional, sobald das Thema zur Sprache kommt, reagierst wütend, traurig, aggressiv oder gar verzweifelt. Vielleicht blockst du auch sofort ab und wechselst das Thema, da du dich unbehaglich fühlst. All das ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass du eigentlich noch mitten in der Vergangenheit steckst und nicht offen für die Zukunft bist.
- Du kopierst negative Erfahrungen und überträgst sie auf andere Menschen
Wurden wir in der Kindheit lieblos behandelt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir auch unseren Kindern keine echte Liebe schenken können. Hat uns die Partnerin oder der Partner betrogen, rechnen wir fest damit, dass uns dies auch in der nächsten Beziehung passiert. Im Prinzip wissen wir zwar sehr genau, dass die negativen Gefühle und Handlungen ein Fehler sind und nichts mit unserem wahren Ich und dem Hier und Jetzt zu tun haben, trotzdem können wir uns nur schlecht davon lösen. Wir rechtfertigen uns dann gerne damit, dass wir es ja „nicht anders kennen“. Manchmal schämen wir uns auch für unser Verhalten, denn eigentlich hatten wir uns ja geschworen, „nie so zu werden“. Dies ist aber nur ein Beweis dafür, dass wir die Erlebnisse der Vergangenheit noch nicht verarbeitet haben. In Situationen, die an früher erinnern oder ganz ähnlich sind, kommen sie immer wieder hoch. In solchen Momenten kann es helfen, kurz innezuhalten und sich bewusst vor Augen zu halten, dass es auch anders (besser!) geht. Wir müssen die Dinge, die uns angetan wurden oder passiert sind, nicht wiederholen. Wir sind frei und steuern unsere Gedanken und Handlungen selbst. Dazu gehört auch, dass wir Verantwortung für unser Tun übernehmen.
- Du siehst dich als Opfer deiner Vergangenheit
Viele Menschen sind davon überzeugt, dass ihr derzeitiges Leben komplett von der Vergangenheit bestimmt wird. Sie sehen sich in der Opferrolle und bemitleiden sich häufig selbst. Oft glauben sie, sie könnten ohnehin nichts an ihrer Situation ändern, weil sie früher „einfach Pech hatten“. Doch das ist nicht richtig, denn wir haben immer die Macht, unsere eigenen Glaubenssätze und Gedanken zu steuern. Betrachte deine Vergangenheit nicht länger als Fehler, sondern als eine einzigartige Chance, es künftig viel besser zu machen. Schlechte Erfahrungen helfen uns dabei, zu wachsen und uns zu entwickeln. Die Vergangenheit ist Dein Lehrer, der dir beibringt, in Zukunft in bestimmten Situationen anders zu reagieren. Sicherlich kennst Du den Spruch, dass die stärksten Menschen oft die schwierigste Vergangenheit hatten. Versuche also, dankbar für negative Erfahrungen zu sein, denn sie machen dich zu dem Menschen, der du heute gerne sein willst. Dafür musst du aber raus der Opferrolle. Das funktioniert am besten, wenn du vergibst. Den Menschen, die dich verletzt haben. Dem Unfallverursacher, der für deine Schmerzen verantwortlich ist. Indem du ihnen vergibst, tust du dir selbst einen Gefallen, denn dadurch wirst du wirklich frei und lässt die Vergangenheit hinter dir.
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